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Zur FotobuchsoftwareRenate Leonhard geb. Lindig
geboren am 18. Februar 1941
in Kassel
gestorben am 18. Januar 2025
in Bergisch Gladbach
Grade in Zeiten wie diesen zeigt sich wieder einmal, wie wertvoll der eine Mensch für den anderen ist, und wie wichtig die helfende Hand eines Freundes sein kann.
Ihr erscheinen gibt nicht nur den Hinterbliebenen Kraft und Zuversicht, es ehrt auch die Verstorbene.
Heute sind wir hier zusammengekommen, um Abschied zu nehmen von einem Menschen, der unser Leben auf so viele unvergessliche Weisen berührt hat. Es ist schwer in Worte zu fassen, wie sehr der Verlust von Renate uns alle schmerzt, aber es ist wichtig, dass wir uns gemeinsam erinnern, trauern und feiern, was für ein wirklich außergewöhnliches Leben sie geführt hat.
Als man mich bat, hier und heute ein paar Abschiedsworte zu sagen, war ich mir lange nicht im Klaren, was diesem Ereignis angemessen sei. Wie soll man die Trauer beschreiben, die Familie, die Verwandte und Freunde in solch einem Moment erleiden müssen?
Wie beschreibt man die Leere, die ein Mensch wie Renate Leonhard bei Freunden und Familie hinterlässt? Nachdem ich aber mit ein paar der wichtigsten Menschen im Leben von Renate gesprochen hatte, ihren beiden Söhnen Michael und Frank sowie ihrer Schwiegertochter, wurde mir klar, dass es in dieser Ansprache nicht um den Tod gehen kann, sondern um das Leben.
Allein das erste Lied, dass wir gemeinsam gehört haben, sollte Ihnen verehrte Zuhörer, einen Ausblick darauf geben. „Es läuft für mich!“ könnte man den französischen Text grob übersetzen. Und Plastik Bertrand singt über sein wildes und spannendes Leben. Wenn ein Mensch ein langes und erfülltes Leben hatte, scheint es schier unmöglich, alles Facetten zu beleuchten. Allein schon deshalb, da uns an dieser Stelle hierfür schlicht die nötige Zeit fehlt.
Blättern wir also wie ein Daumenkino durch Renates spannendes Leben, dass am 18.02.1941, mitten im Herzen von Deutschland, genauer gesagt im schönen Rotenburg an der Fulda begann. Sie wurde als goldene Mitte zwischen ihrer ältere Schwester Margot und ihre jüngeren Schwester Irmtraut geboren.
Sie wuchs behütet und geliebt auf und erlebte das deutsche Wirtschaftswunder aus nächster Nähe. Die deute Industrie wuchs rasant, und deutsche Unternehmen machten sich in aller Welt einen Namen. Ein Umstand, der Renates Leben noch sehr stark beeinflussen sollte.
Schnell wurde aus dem niedlichen Kind eine bezaubernde junge Dame, was Renate vor gar nicht allzu langer Zeit selbst noch einmal auffiel, als sie gemeinsam mit ihrer Schwiegertochter alte Fotoalben durchblätterte. „Oh, ich war ein richtig hübsches Ding!“ Oh ja, dass war sie und so war es auch nicht verwunderlich, dass es an Bewerbern nicht mangelte.
Nach ihrer Heirat dauerte es auch nicht lang, bis sich ihre Familie komplettierte. Und nach und nach ihre beiden Söhne Frank und Michael geboren wurden. Die junge Familie zog im Jahr 1969 nach Köln um und Renate lernte kennen, wie man in Köln lacht, lebt und feiert. Nicht das sie das nicht auch vorher schon gekonnt hätte, aber hier bekam sie ihren, nun sagen wir, Feinschliff.
Wenn man nach Friesland zieht, oder nach Bayern, wird man auch nach Jahrzehnten noch der „Neue“ sein. Köln ist da anders, es nimmt dich an, es nimmt dich auf, und langsam und ohne das du es bemerkst, beginnt es dich in rot und weiß anzumalen. Bei Renate war das nicht anders und so wurde aus ihr, dann auch nach und nach ein echt kölsches Mädchen.
Renates Mann war bei Siemens beschäftigt, ein Unternehmen, welches zu dieser Zeit in die ganze Welt expandierte. Und so bot sich für die Familie die Gelegenheit im Jahr 1977 nach Australien zu gehen, genauer gesagt nach Melbourne. Für Renate ein Abenteuer, für die Australier aber auch!
Man zog in eine kleine Enklave am Ende einer Sackgasse. Eine Nachbarschaft, die nun sehr schnell lernen musste, was es bedeutet eine Nachbarin wie Renate zu haben. Renate hatte nämlich nicht nur ihre Familie im Gepäck, sondern auch den Karneval. Ein Kulturschock, den die anpassungsfähigen Australier aber recht schnell überstanden.
Natürlich gab es schon so etwas wie Karneval, aber Renate machte allen schnell klar, was es bedeutet, ein echter Jeck zu sein. Und so etablierte sich schnell eine Feierkultur, die rituell an jedem Freitag dazu führte, dass sich die Nachbarschaft traf, jeder etwas zu essen mitbrachte und man gemeinsam das Wochenende einläutete, und dass nicht nur zur fünften Jahreszeit.
Zu Renates großer Freude traf sie dort auch auf Rita, die ebenfalls aus Deutschland stammte und gemeinsam mit ihr bald ein umtriebiges Duo infernal bildete, und ganz gemäß Renates Motto „Wir sind doch fremd hier!“ zu jeder Menge Schabernack bereit war. So wurde zum Beispiel, wenn es anstand eine Party vorzubereiten, generalstabsmäßig geplant, wann und welche Liquerstores angefahren werden mussten.
In Down Under ist es nämlich aufgrund der Alkoholrationierung gar nicht so einfach, genug hochprozentige Getränke zusammen zu bekommen, um eine Party wunschgerecht und anständig auszustatten. Und um eine Badewanne mit Partystoff vollzubekommen, muss man sich halt etwas einfallen lassen.
Renate liebte ihr australisches Leben und alle Andenken an diese Zeit blieben ihr zeitlebens lieb und teuer. Sie hatte einen Faible für die australische Pflanzenwelt. Sie liebte Blackboys, nein, nicht was sie jetzt vielleicht denken, ich spreche vom australischen Grasbaum, die man heutzutage eigentlich gar nicht mehr so nennen darf und lernte kunstvolle Gestecke aus allem zu fertigen, was die Natur zu bieten hatte. So hatte sie zum Beispiel stets eine Gartenschere im Handschuhfach ihres Wagens, falls ihrem geschulten Auge mal wieder etwas hübsches und verarbeitbares am Wegesrand auffiel.
Weihnachten wurde mit traditionellem Hummer anstatt der typischen Weihnachtsgans gefeiert und tendenziell viel zu warm, denn bei 40 Grad im Schatten isst man nicht so gerne Gans. Es sei denn, man feierte Weihnachten und Neujahr bei ihrer Freundin in Kitzbühel, denn da gab es zu Schneegarantie. Natürlich hatten Renate und Rita auch keine Probleme damit sich gemeinsam in einer Shoppingmal beim Weihnachtsmann auf den Schoß zu setzen, getreu dem Motto „Wir sind doch fremd hier!“ und ihre Wünsche vorzutragen. Unbestätigten Gerüchten zufolge, habe man den Weihnachtsmann seither nie wieder so selig lächeln sehen.
Renate reiste viel, und entdeckte die halbe Welt für sich. Ob Tahiti, Hong Kong, die USA, die Philippinen oder Neuseeland, die Welt war ihr zuhause. In Sri Lanka verliebte sich sogar ein kleines Äffchen unsterblich in ihre Oberweite, was so weit ging, dass der kleine Kerl mit Nachdruck von ihr ferngehalten werden musste, was er schimpfend vor Zorn quittierte. Es muss ein Männchen gewesen sein.
Von Australien zog es die Familie dann nach Großbritannien, genauer gesagt nach Gawsworth, in der Grafschaft Cheshire. In „Buildings of England“ steht Folgendes zu lesen: „Im ganzen Land gibt es nichts, was sich mit der Schönheit von Gawsworth vergleichen lässt. Drei große Häuser und eine stattliche Kirche, die um eine Reihe absteigender Teiche herum angeordnet sind.“ Natürlich inklusive eines eigenen Gespenstes, dass im Wald von Gawsworth spuken soll. Und selbst William Shakespeare ließ sich vom Ort inspirieren.
Schon sechs Jahre später, zog es Renate zurück nach Deutschland. Von Würzburg ging es nach Mainz, wo Renate dann viele Jahre wohnte. Nun aber mehr oder weniger allein, denn ihre Ehe hatte sich überlebt und man beschloss getrennte Wege zu gehen.
Obwohl sie eine Ausbildung zur Diätassistentin gemacht hatte, und einst im Krankenhaus in Holweide angestellt war, begann sie in der Telefonakquise tätig zu werden. Sie hatte nämlich etwas, um dass sie von anderen oft beneidet wurde. Eine Stimme, die Steine zum Schmelzen bringen konnte.
Renate war ein sehr vielfältiger Mensch. Sie liebte Blumen über alles, war nicht wirklich sportlich, mochte aber Yoga. Sie liebte die Farbe Rot, ob in der Natur, in Kleidung Nägeln oder Lippen. Sie war eine stolze Frau, die es liebte gut auszusehen und Komplimente zu bekommen und dies auch noch im Alter.
Sie wusste immer was sie wollte, hatte immer ein offenes Ohr und einen guten Rat für jedermann. Allerdings wussten ihre Söhne auch genau, wenn ihre Mutter kein Interesse mehr an einem Gespräch hatte. „Genau“ gepaart mit der passenden Mimik war dann das Stichwort. Kleine Anekdoten, die erst an Bedeutung gewinnen, wenn man den Menschen verloren hat.
Renates letzter Umzug ging zurück ins Rheinland. Im St. Josefs Haus in Refrath fand sie eine neue Heimat, in der sie noch einmal richtig aufblühte. Obwohl erst zurückhaltend integrierte sie sich zunehmend und voller Freude in ihr neues Zuhause. Sie unternahm viel und fühlte sich wieder richtig wohl. Selbst ihre Vorliebe für schmutzige Witze erwachte zu neuem Leben.
Renate machte wieder Pläne. So war ein großes Candlelight Dinner mit ihren Lieben geplant, zu dem es allerdings nicht mehr kommen sollte. Sie verstarb völlig unerwartet und über Nacht, vermutlich an einer Lungenifektion. Das sie bis zu ihrem Lebensende wie ein Schlot geraucht hat, trug wahrscheinlich das seine dazu bei. Natürlich hatte man ihr oft dazu geraten mit dem Rauchen aufzuhören. Doch Renate war eine Frau, der man zwar alles erzählen konnte, die sich aber trotzdem nicht viel sagen ließ. Als ihre Jungs ihr Zimmer ausräumten fanden sie noch eine letzte Zigarette, die sie ihrer Mutter mit auf ihre letzte Reise gaben.
Die größte Gnade, die ein Mensch erfahren kann, ist es genau auf diese weise zu gehen. Voller Pläne, gut gelaunt und zuversichtlich. Ohne lange Krankheit oder Schmerz. Renate wurde dies Gnade zu Teil.
Was hinterlässt diese Frau für einen großen Fußabdruck auf dieser Welt. Wenn man ein Mensch ist, der viele Freundschaften über so viele Jahre pflegte, der eine Familie hatte, die voller Stolz sagt, dass sie ein toller Mensch, eine tolle Mutter, Schwiegermutter, Schwester und Freundin war.
Es gibt Menschen, denen man nach ihrem Tod ein Denkmal baut, und es gibt Menschen wie Renate Leonhard, die es schon zu Lebzeiten selber getan haben.
Wenn der Köbes, wie man in Köln den Kellner nennt, im Brauhaus die letzte Runde bringt, stoßen wir nicht traurig darauf an, dass der Abend schon zu Ende ist, sondern wir tun es fröhlich, weil die gemeinsame Zeit so schön war. Und auf dem Heimweg erzählen wir immer noch von den vielen schönen Dingen, an die wir uns von nun an gut gelaunt erinnern werden. Genauso sollten wir es heute halten, denn genau so hätte Renate es sich gewünscht.
Eigentlich ist eine Trauerfeier wie diese eine Abschiedsfeier. Wir verabschieden uns voneinander, doch nicht für immer, nur für eine Zeitlang.
Die Erinnerung an Renate wird für immer ein Fenster sein, an dem Sie sich begegnen können und wir sollten uns heute nicht mit der Trauer im Herzen von ihr verabschieden, dass wir sie verloren haben, sondern uns freuen, dass wir sie hatten, sie haben, und sie immer haben werden.
Renate war ein Licht im Leben so vieler Menschen, und sie konnte ein Leuchtturm der Hoffnung und eine Quelle der Inspiration sein.
Ihr Lachen war ansteckend, ihre Güte grenzenlos und ihre Warmherzigkeit unvergesslich.
In den Momenten der Trauer teilen sie die unzähligen Erinnerungen, die sie gemeinsam mit ihr erlebt haben. Sie erinnern sich an die Abenteuer und Geschichten, ihre Abenteuer und ihre Geschichten. Niemals vergessen sie die vielen kostbaren Augenblicke der Verbundenheit. Jede Begegnung mit ihr hinterließ Spuren in den Herzen, die für immer bleiben werden.
Heute denken wir nicht in Trauer an sie, sondern mit Dankbarkeit. Dankbarkeit für die Zeit, die sie mit ihr verbringen konnten, und für die Liebe, die sie ihnen geschenkt hat. Ihr Geist wird immer unter uns sein, und die Erinnerung wird sie für immer begleiten.
Wir betreten diese Welt mit leeren Händen, und ebenso verlassen wir sie wieder, das Einzige, was wir mit uns nehmen können, ist die Liebe der unseren.
Eine der ältesten Fragen, die Menschen sich gestellt haben, ist die Frage „Was kommt danach? Wo gehen wir hin, wo werden wir sein?“ Und noch niemand war bisher in der Lage eine wirkliche Antwort auf diese Frage zu geben. Nur eins ist sicher, die die zurückbleiben werden uns vermissen.
Diese Welt zu verlassen, bedeutet lediglich den Tod unseres Körpers, aber das, was uns im Leben ausgemacht hat, bleibt bestehen. Erst wenn der letzte Mensch auf Erden, der einst in unserem Leben wichtig war, nicht mehr an uns denkt, erst dann sind wir wirklich gestorben.
Renates Söhne, ihre Geschwister, ihre Freunde und Bekannten und natürlich die vielen anderen die wir hier gar nicht alle aufzählen können, werden noch lange an sie denken.
Manchmal werde ich gefragt, wie wir unsere geliebten Menschen denn wiederfinden sollen, da der Himmel doch so groß ist. Nun, diese Frage ist einfach zu beantworten. Liebe ist der Kompass. Sie sorgt dafür, dass wir uns nicht verfehlen können. Sie zieht uns magisch an, und vereint uns dann mit den unseren. Sie können uns also sicher sein, dass Renate da sein wird und auf sie wartet.
Sollte sie nicht da sein, ist sie wahrscheinlich grade mit einer Rosenschere im Garten Eden unterwegs, um sich etwas Material für ein paar neue Gestecke zu besorgen. Keine Sorge, sie kommt dann etwas später.
Ich bedanke mich herzlich für Ihre Aufmerksamkeit und möchte Sie bitten, noch einen Moment im stillen Gedanken an Renate Leonhard zu verweilen, um uns dann auf ihrem letzten Weg zu begleiten.